Trend-Speed-Dating

Das Speed-Dating-Format eignet sich besonders gut, um schnell einen Überblick über aktuelle Trendphänomene zu bekommen.

Ziel: Inspiration, Bewertung von Micro-Trends und Ableitung erster Projektideen
Material: Ausgedruckte Trendkarten, Poster mit Bewertungsmatrix, 4-5 Tische
Teilnehmer: 20-30 Personen
Dauer: 2 Stunden

Speed-Dating bedeutet in diesem Fall: Trends kennenlernen statt Menschen. Und zwar so viele wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich. Da Micro-Trends sich auch ihrerseits schnell wieder verändern, ist es sinnvoll, ein solches Speed-Dating in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

Den Rahmen eines Trend-Speed-Datings bildet normalerweise ein Macro-Trend, zu dem Sie in einer Sitzung von nur zwei Stunden etwa 10 bis 25 Beispiele in Form von Micro-Trends besprechen und im Bezug auf das eigene Geschäftsfeld bewerten. Als Sitzungsthema eignen sich insbesondere Macro-Trends, die in Ihrer Branche aktuell diskutiert werden oder bei denen in letzter Zeit spannende Entwicklungen zu verzeichnen waren.

Der entsprechende Macro-Trend wird dann auf drei bis vier Stationen aufgeteilt. An jeder Station diskutieren die Teilnehmer vier bis fünf Beispiele und ordnen sie anschließend mit Hilfe des Moderators auf einer Bewertungsmatrix ein.

Trend-Speed-Dating bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet

Lesen Sie hier, wie die IHK Mittleres Ruhrgebiet sehr erfolgreich ein monatliches Trend-Speed-Dating in ihrer Region etabliert hat.

Der Plan für Ihr Trend-Speed-Dating:

1. Thema definieren
Zunächst definieren Sie das Trendthema für Ihr nächstes Trend-Speed-Dating. Im Trendexplorer und Trendmanager können Sie Macro-Trends beobachten und so spannende Entwicklungen frühzeitig identifizieren. Einige Macro-Trends sind sehr branchenspezifisch, etwa Autonomous Mobility. Andere haben übergreifende Relevanz, wie etwa Internet of Things. Versuchen Sie, bei regelmäßigen Sitzungen einen guten Mix aus beidem zu schaffen.

2. Micro-Trends recherchieren
Anschließend identifizieren Sie Micro-Trends als Praxisbeispiele für das gewählte Trendthema. Im Trendexplorer heißen diese Trendsammlungen „Recherchen“, im Trendmanager werden sie Teil eines interaktiven Workspaces.

Wählen Sie etwa vier bis fünf Micro-Trends pro Station. Versuchen Sie dabei, dem Cross-Industry-Ansatz folgend auch mal „querzudenken“ und Beispiele aus anderen Branchen einzubeziehen.

3. Moderatoren identifizieren und briefen
Jede Station braucht einen Moderator. Der Moderator nimmt eine eher unterstützende Rolle ein, denn die Teilnehmer erarbeiten die Inhalte der Praxisbeispiele selbst. Geben Sie den Moderatoren zusätzliche Hintergrundinformationen zum Trendthema an die Hand, damit sie auf Nachfragen reagieren und neue Aspekte einbringen können.

4. Ort finden
Wenn Kreativität gefragt ist, kann es ratsam sein, mal aus dem immer gleichen Meetingraum rauszukommen. Experimentieren Sie auch mal mit externen Seminarräumen, Coworking Spaces oder Cafés.

5. Ablauf
An jeder Station haben die Teilnehmer 20-25 Minuten Zeit, die gewählten Micro-Trends der Station kennenzulernen und sich gegenseitig vorzustellen. Bewertet werden sie dann auf einer Wow-How-Now-Matrix. Dabei handelt es sich um eine klassische 2×2-Matrix aus den Dimensionen Originalität und Machbarkeit. Die entstehenden Quadranten sind folgende:

WOW – sehr originelle und leicht umsetzbare Ideen = Ideen für mögliche Innovationen, die jetzt schon realisierbar sind
HOW – sehr originelle, aber schwer umsetzbare Ideen = Ideen für die Zukunft
NOW – wenig originelle Ideen, aber leicht umsetzbar = hohe Akzeptanz und geringes Risiko

Sind 20-25 Minuten abgelaufen, wechseln die Gruppen den Tisch.

War jede Gruppe an jeder Station, können Sie eine Zusammenfassung des Trend-Speed-Datings geben. Welches Feedback, Wünsche und Anregungen haben die Teilnehmer? Welche Micro-Trends haben besonders überrascht? Bei welchen Micro-Trends gab es viel Diskussionsbedarf? Welche Micro-Trends sind einfach zu transferieren, welche wirken sehr speziell?

Profi-Tipp: Sie können die WOW-HOW-NOW-Matrix auch für Ihre Fragestellung anpassen. Statt der Originalität der Idee können Sie auf einer Achse auch das Potenzial oder den Einfluss bewerten, statt der Machbarkeit auch den Aufwand oder die vorhandenen Kompetenzen.


Trend-Speed-Dating bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet veranstaltet seit April 2019 im monatlichen Rhythmus ein Trend-Speed-Dating für ihre Mitgliedsunternehmen. Es wurde ins Leben gerufen, um einen stetigen Diskurs zu Innovationen anzuregen, ohne dabei allzu viel Zeit und Ressourcen in Anspruch zu nehmen. So lag ein Speed-Dating-Format nahe.

Thema und Austragungsorte variiert die IHK, ebenso die Methode, mit der die Trends im Verlauf bewertet oder bearbeitet werden. Die Themen reichten hier schon von „Human Scale City – Stadtentwicklung der Zukunft“ über „Machine Sensing in der Industrie 4.0“ bis hin zu „Modular Retail, oder: Mit welchen erweiterten Angeboten macht sich der stationäre Handel attraktiv?“.

Modern Workstyle – Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?

Im Sommer diskutierte die IHK mit ihren Mitgliedern zum Thema „Modern Workstyle“, welche Konzepte sich für welche Unternehmen eignen und welche Möglichkeiten sich in der Umsetzung bieten.

Das Trend-Speed-Dating war auf vier Stationen mit jeweils 12 Beispielen zum modernen Arbeiten aufgeteilt. Dabei waren die Teilnehmer angeregt, immer wieder zu hinterfragen, welches Potenzial die Ansätze haben, die Arbeitswelt nachhaltig zu verändern. In der Diskussion zeigte sich, wie vielfältig das Trendthema „Modern Workstyle“ gedacht werden kann – von veränderten Arbeitsstrukturen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, sowie Gehaltsmodellen bis zu modernen Arbeitsräumen und Arbeitsmitteln.

Auf einer WOW-HOW-NOW-Matrix mit den Dimensionen „Potenzial für die eigene Organisation“ und „Machbarkeit“ bewerteten die Teilnehmer die konkreten Ansätze zum gewählten Trendthema.

Als besonders überzeugend wurden dabei die Beispiele Agiles Netzwerk für Mitarbeiterinnovation (Bayer), Topsharing – Geteilte Führung, doppelte Power (Telekom), Flexwork: Orts- und zeitflexibles Arbeiten sowie Agiles Arbeiten (Hanseatic Bank) bewertet.

Dabei wurde in den Diskussionen schnell deutlich, dass Veränderung und Innovation kein Selbstzweck sein dürfen. Vielmehr sind sie eine unverzichtbare Grundlage, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und zu erhalten.

Das Feedback der IHK Mittleres Ruhrgebiet zum Trend-Speed-Dating-Format:

Dörte Orlowski (Organisationsentwicklung, IHK Mittleres Ruhrgebiet) fasst die Diskussionsergebnisse so zusammen:

„Klar ist: nicht jeder Trend passt zu jedem Unternehmen, nicht jede neue Arbeitsstruktur passt zu jedem Mitarbeiter. Viele Ideen und Konzepte besitzen aber erhebliches Potenzial, um mehr Innovationsfähigkeit, noch höhere Qualität und Effizienz in den Prozessen in Unternehmen zu mobilisieren. Deswegen wollen wir als IHK den Erfahrungsaustausch fortsetzen!“


Das neue Veranstaltungsformat der IHK hat sich inzwischen fest etabliert, hebt Christiane Auffermann (Kompetenzfeld Unternehmen begleiten, IHK Mittleres Ruhrgebiet) hervor:

„Trend-Speed-Datings wie dieses machen wir inzwischen monatlich zu den verschiedensten Themen. Gerade die Diskussion in der Gruppe bietet einen guten Einstieg in einen Trend.“


Im nächsten Jahr möchte die IHK dazu auch gezielt regionale Partner aus Wirtschaftsförderung, Forschung oder aber regionale Kompetenzzentren mit einbeziehen, Stefan Postert (Kompetenzfeldmanager Unternehmen begleiten, IHK Mittleres Ruhrgebiet) betont:

„Dieses Format ist optimal geeignet, um regionale Netzwerke mit Trendideen zu inspirieren und dann auf dem Weg zur Umsetzung in Sachen Fördermittel und Innovationsberatung ein Matching zu erreichen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können hier enorm profitieren.“


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